Hier könnt ihr an meinen Gedanken in gemalten Lauten teilhaben.

In dunklem Kellergewölbe

 

Nebelschwaden schleichen durch die Gänge

 

Stroboskopes Lichtgewitter malt Schatten in die Dunkelheit

 

Mein Blick gebannt… auf das dunkle Wesen gerichtet

 

Worte entfachen zartes Glimmen

 

Gedanken lodern heiß

 

Der Wunsch zu brennen

 

Das Verlangen... zu kosten... zu fühlen... zu berühren

 

Die Sehnsucht zu schwimmen auf der Woge der Sinnlichkeit

 

Brennend untergehen im Meer der Leidenschaft

 

Tanzen auf des Messers Schneide

 

Umschlungen unter dem Mantel der Nacht

 

Aus Zweien wird Eins

 

Ich brenne lichterloh durch der schwarzen Katze Krallen

 

Die mich leben lassen...

 

 

Dezember 2014

Psycho… ?!

 

Langer Flur, weißes Licht,

Fenster, die sich nicht öffnen lassen…

Türen, die ins Schloss fallen, wenn ihre Zeit gekommen ist.

 

Menschen in Weiß, die wichtig scheinen,

reden über mich, denken über mich,

wissen, was gut für mich ist, beschäftigen mich,

gönnen mir etwas fragwürdige Freiheit.

 

Menschen in Bunt, verschieden und doch gleich,

reden mit mir, denken mit mir, beschäftigen sich mit mir,

teilen mit mir den gemeinsamen Freiraum.

 

Langer Flur, weißes Licht,

im Spiegel des Fensters sehe ich einen Tiger im Käfig…

mit meinen Augen.

Chemie für den Kopf – Gedanken bleiben, Fragen bleiben,

Ängste bleiben.

Reden für die Seele – Gedanken wachsen, Fragen stellen sich anders,

Ängste verschieben sich.

 

Ruhe für mich… Selten.

Gedanken fragen ängstlich.

Kopf antwortet: Es wird besser !

Seele antwortet: Ich werde besser !

Monument der Stille

 

Dieser Moment

Kein Laut, kein Geräusch…

Nichts, das sich wie Donner im Kopf anfühlt.

 

Ruhe…

Mein Atem saugt sie auf,

bläst sie in meine Seele

wie ein leichter Herbstwind ein einsames Blatt.

Und wie dieses Blatt am Boden liegenbleibt,

bleibt mir die Stille, die sich auf mein Herz legt,

mich zudeckt, mich einhüllt…

In diesem Moment.

 

Nur ein Moment,

kurz und winzig einem Leben gegenüber…

Und doch so viel mehr…

Traum in schwarz / weiß

 

Ich träume…

Schwarze Sonne, schwarze Bäume,

schwarze Wolken, schwarze Menschen,

schwarze Gefühle und Gedanken,

Dunkelheit…

 

Ich träume…

Weiße Sonne, weiße Bäume,

weiße Wolken, weiße Menschen,

weiße Gedanken und Gefühle,

Licht…

 

Ich träume…

Träume ich ?!

Lebe ich ?!

Ich lebe…

 

 

 

Mein Weg

 

Erinnerungen an die Nacht hängen wie Fetzen an mir…

Bruchstücke eines anderen Ichs…

Meines wahren Ichs…?!

 

Kopfkino… Gedankenkarussell… das wohlige Gefühl fließenden Blutes…

Vermischt mit dem Rausch roten Weines…

Salziger Geschmack der Tränen auf meinen Lippen…

Eisige Gewissheit der Einsamkeit in meiner Seele…

Gefangen in mir selbst… in diesem Gefängnis aus Eis…

in Ketten von Selbstmitleid und Hass…

 

Hass auf die Welt, die grausam scheint und ohne Licht…

Hass auf mich, der ich zu nichts tauge…

Die Klinge… einziger Gefährte auf meinem trostlosen, dunklen Weg…

Der mich immer wieder an dieselbe Stelle führt…

 

Schmerz… für Sekunden fühle ich mich…

Dunkelheit… Wärme… ein Hauch von dem, was ich als Glück verstand…

Der Schnitt… zu tief… Schmerzen verwischt durch den Rausch…

Kein Licht am Ende des Tunnels…

und doch gehe ich weiter… Nur einmal noch… Nur einmal noch…

 

Dunkelheit… Kälte… Nichts mehr…

 

 

Dezember 2012

Wahre Liebe...?!

I

 

 

Das laufende Fernsehprogramm wird unterbrochen… eine Nachrichten-Sondersendung…

Bei einer Schießerei sind heute am späten Abend vier Menschen ums Leben gekommen. Ein offensichtlich geistig verwirrter, etwa dreißigjähriger Mann hat, Polizeiangaben zufolge, drei Männer mit gezielten Schüssen aus einer Automatik-Pistole regelrecht hingerichtet. Danach wurde der vermeintliche Täter von Beamten der durch einen Augenzeugen herbeigerufenen Polizei bei einem Feuergefecht erschossen. Über die Motive der Tat herrscht noch völlige Unklarheit. Scheinbar hat der Amokschütze, der der so genannten „Gothic-Szene“ zuzuordnen ist, aus Eifersucht zur Waffe gegriffen. Diese Vermutung, so ein Polizeipsychologe, liegt nahe, da der Täter mit dem Blut seiner Opfer die Worte „…FÜR DICH… in ewiger Liebe“ an eine Wand geschrieben hatte.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei neben dem Porträt eines jungen Mädchens unter anderem Opiumkerzen, Pentagramme, Horrorvideos und diverse CDs von einschlägig bekannten Black-Metal-Bands sowie Fotos der Ermordeten, auf denen mit schwarzem Textmarker die Worte „HATE“ und „DIE“ geschrieben waren. Nachbarn bezeichneten den Mann als einen freundlichen und zuvorkommenden Menschen, der zwar nur schwarze Kleidung trug, aber ansonsten nie aufgefallen sei.

Mehr zu diesem tragischen und grausamen Ereignis sehen Sie in einer späteren Sondersendung mit dem Titel „Der Satanskiller“ hier auf unserem Kanal.“

 

Und soeben erreicht uns noch eine Meldung…

Ein neunzehnjähriges Mädchen, das kürzlich von drei Männern misshandelt und vergewaltigt wurde, hat sich vor wenigen Minuten das Leben genommen. Sie sprang aus dem Fenster ihres Krankenzimmers im vierten Stock in den Tod. Ob der Selbstmord mit den Geschehnissen der jüngsten Vergangenheit zusammenhängt, ist noch nicht klar. Das medizinische Personal des Krankenhauses wollte dazu keine Stellung nehmen…“

 

 

„Und nun weiter im Programm…

Sehen Sie, wie es bei „Deutschland sucht den Superstar“ weitergeht und wer ins Finale kommt. Gute Unterhaltung und viel Spaß…“

 

 

 

 

 

II

 

 

 

Weiße Wände… weiße Decke… Sterilität. Der flimmernden Fernseher wirft dämonengleiche Schatten an die Wand, aber sie hat keine Angst. Draußen regnet es und im monotonen Takt der Tropfen, die an das Fenster schlagen, hört sie ihr Lied…

Sie wartet… Ihre Gedanken sind unterwegs… unterwegs zu ihm. Sie wartet… auf ihn. Er ist ihr Prinz, ihr Engel. Sie liebt ihn mit jeder Faser ihres Herzens, mit jedem Teil ihres Körpers, mit aller Kraft ihrer Seele. Dabei war er eigentlich gar nicht ihr Typ, als sie sich das erste Mal in diesem kleinen Club sahen. Er hatte ja nur Augen für eine andere… Was war es dann? Seine leuchtend blauen Augen oder das, was er schrieb und sagte…? Sie saßen stundenlang zusammen, redeten und tranken Wein, hörten Musik… Und irgendwann wurde aus Zuneigung diese große, starke Liebe, die sie so noch nie erlebt hatte.

Jetzt wartete sie… auf ihn.

Der flüchtige Blick, den sie eher unbewusst auf den Fernsehschirm wirft, wird von einem Bild gefangen, angezogen. Wie hypnotisiert starrt sie in das flimmernde Licht und glaubt doch nicht, was sie sieht. „Nein, das kann nicht sein…“ denkt sie. „Ich habe Halluzinationen, weil er mich warten lässt…“ Und doch ist es Realität, sie sieht ihn. Das, was sie sieht, macht ihr Angst. Denn nichts an ihm ist wie sonst. Seine klaren blauen Augen blicken starr und kalt, das Leuchten in ihnen ist verschwunden. Sein geliebtes Gesicht ist bleich, ohne jede Farbe und wirkt wie geschminkt. So wie sie ihn jetzt sehen muss, kennt sie ihn nicht… Sie will die Augen abwenden, um diesen trügerischen Bildern zu entkommen, um sie aus ihrem Kopf zu verbannen, doch sie kann es nicht. Die Kamera schwenkt… überall Blut und tote Körper, überall Polizei und Leute, die wichtig aussehen. Eine Wand, auf der in roten Buchstaben steht: FÜR DICH… in ewiger Liebe.

Die Bilder vor ihren Augen und in ihrem Kopf beginnen sich zu drehen, verschmelzen miteinander und verschwimmen. Unsichtbare Hände legen sich um ihren Hals und nehmen ihr die Luft. Ihr Herz wird zusammen gepresst wie eine Orange, aus der der letzte Tropfen Saft herausgeholt werden soll. Und all ihr Schmerz, all ihre Liebe bricht mit einem stummen Schrei aus ihr heraus.

Sie weiß nicht, wie lange sie geweint hat, nur der salzige Geschmack auf ihren Lippen erinnert sie noch daran. Zeit und Raum haben keine Bedeutung mehr…

Sie schließt die Augen und ist wieder in jenem Park, den sie so mochte. Die alten Bäume mit ihrem verständnisvollen Rauschen gaben ihr Halt und Sicherheit. Mit ihnen konnte sie immer reden, sie waren da und hörten zu. Sie ging immer hier entlang, wenn sie von ihm nach Hause lief. In dieser friedlichen und ruhigen Umgebung wirkten die Erinnerungen an die Stunden mit ihm intensiver. Sie erschienen ihr so real, dass sie die drei Typen mit ihren Bomberjacken und den Baseballschlägern nicht sah, ihre abfälligen Zurufe über ihre schwarzen Klamotten nicht hörte. Sie nahm sie erst wahr, als sie nach kurzem heftigem Schmerz ihr eigenes Blut schmeckte und es langsam schwarz vor ihren Augen wurde. Dann sind nur noch bruchstückhafte Bilder und Emotionen da… wie sie nichts als Schmerz und Ekel spürte… und die grinsenden Fratzen ihrer Peiniger sah. Dunkelheit…

Ein Passant hatte sie ins Krankenhaus gebracht und die Polizei informiert. Nach viel zu langen Fragen und Untersuchungen hatte ein Pfleger ihren Prinzen angerufen und ihm die Geschehnisse kurz mitgeteilt.

Als er zu ihr kam, nahm er sie wortlos in den Arm. Sie fühlte sich trotzdem schrecklich. Wut, Schmerz, Angst, Scham, Hilflosigkeit, Hass… so viele Emotionen stürzen auf sie ein, dass sie das Gefühl hatte, unter einer tausend Tonnen schweren Betonplatte erdrückt zu werden. Doch er hielt sie fest… und schwor Rache. Sie erinnerte sich daran, dass bei diesem Schwur in seinen Augen abgrundtiefer Hass und unendliche Liebe zu sehen war.

 

Sie versucht, sich auf das Fernsehbild und die Stimme des Kommentators zu konzentrieren… „Vier Tote… Amoklauf… mit Blut geschrieben… Polizei schoss… Motiv unklar…“. Nur Fetzen dringen zu ihr durch, die Bilder verschwimmen… Sie weint, als könnten die Tränen das Erlebte wegwaschen und in den dunklen Ozean des Vergessens spülen. Ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft, von einem Leben mit dem Geliebten das nicht einmal der Tod beenden kann, bersten wie eine Fensterscheibe, die die Bekanntschaft eines Steines gemacht hat. Die Scherben fallen in ihr Herz, schneiden in ihre Seele. Sie trennen die letzten Bande, die sie noch ans Leben gefesselt haben. Ein irdisches Dasein ohne ihren Engel ist sinnlos und vergebens… Dunkelheit und Schmerz, Einsamkeit und Trauer ist das, was sie jetzt fühlt.

 

Sie geht zum Fenster, öffnet es. Es ist kühl, aber angenehm. Sie blickt in Nacht als suche sie etwas… als suche sie jemanden.

 

„…für immer vereint… mit ihm… Liebe bis über den Tod hinaus… ich komme Geliebter…“ Das ist das letzte was sie denkt, bevor ihr Körper auf dem nassen kalten Asphalt aufschlägt und sie sich auf den Weg zu ihrem Engel macht.

 

 

 

III

 

 

Im Zimmer brennen Kerzen, Musik spielt… Ihr Lied, an dem so viele Erinnerungen hängen. Sein Blick haftet an ihrem Porträt, dass sie für ihn hat malen lassen. Er liebt sie und sie liebt ihn… Ohne Kompromisse, ohne Lügen. Er denkt zurück… sieht sich mit ihr bei Wein und Musik auf der Couch sitzen und reden. Sieht den ersten zaghaften Kuss… Er lächelt, hatte er sich doch benommen wie ein verliebter Teenager, obwohl er dieses Alter schon lange hinter sich gelassen hatte. Nun er war ja auch verliebt, doch ist dieses Verliebtsein einer tiefen aufrichtigen Liebe gewichen. Und für diese Liebe, für sie würde er alles tun, selbst wenn es ihn das Leben kosten sollte. Dieses junge Mädchen hatte ihn so akzeptiert, wie er war, gibt ihm das Gefühl von Geborgenheit und Nähe ohne ihn einzusperren. Und er? Seine Gedanken gelten nur ihr, sie ist sein Leben.

Man hatte ihr etwas Schreckliches angetan, hatte seinen Altar der Liebe entweiht… nur weil er nicht da war. Er konnte sich das nicht verzeihen, fühlte sich schuldig. Deswegen hat er das Gefühl, genau das richtige zu tun. Nein er hat nicht das Gefühl, er weiß es.

Er hat es geschworen und heute ist der Tag, an dem er diesen Schwur erfüllt. Die letzten Stunden waren quälend lang, er musste seinen Hass bändigen. Er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um das zu erfahren, was ihr so schmerzliche Erinnerungen bereitet. Namen, Gesichter und ein Ort, an dem sich diese Namen mit den Gesichtern zu Personen vereinigen. Nur für sie… und ihre Liebe… wahre Liebe.

Er geht zum Fenster und öffnet es weit, blickt in die Dunkelheit und atmet tief ein, gerade so als wolle er Kraft tanken für das Kommende… als wolle er in der Nacht eine Bestätigung für die Richtigkeit seines Tuns erlangen. Ein Griff in seine Tasche und der kalte Stahl, den er fühlt, gibt ihm Sicherheit.

Mit zwei Fingern löscht er die Kerzen, spielt noch mal das so bekannte Lied. Er lässt ein letztes Mal seinen Blick durch das Zimmer wandern, blickt auf Bilder aus glücklichen Tagen, auf Erinnerungen, auf sein vergangenes Leben. Nichts wird mehr sein wie früher… außer einem: seiner Liebe zu ihr.

 

Der Regen peitscht ihm ins Gesicht und so wie die Tropfen sich zu kleinen Bächen finden und ihm über die Wangen rinnen, kehrt die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag und sein Versagen wieder…

 

Als sein Handy klingelte und diese männliche Stimme etwas von seiner Geliebten und Krankenhaus erzählte, spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust. „Was war passiert…? Ich war nicht da, nur deshalb konnte das passieren. Ich hab sie nicht beschützt…“ dachte er damals laut. Er war zu ihr gefahren, geflogen fast, alles, was sein alter Wagen hergab. Als er sie im Krankenbett liegen sah, schossen ihm die Tränen in die Augen… Er nahm sie in den Arm, wollte ihr wenigstens jetzt Sicherheit und Schutz geben. Es war seine Schuld, weil er nicht da war… Als sie ihm davon erzählte, hörte er zu. Mit jedem Wort, mit jedem Detail wuchs in ihm der Hass auf jene, die seiner Liebsten so etwas angetan hatten. Büßen sollten sie dafür und er schwor ihr, Rache zu nehmen für diesen Frevel.

Als er ging, blickte er sie lange an, so als wolle er sich stumm von ihr verabschieden und ihr sagen, dass ihre Liebe ewig währt, was auch kommen mag. In seinem Blick war Liebe und Hass…

 

Er wollte, er musste etwas tun. Und er musste das selbst tun, denn in die Strafverfolgungsorgane dieses Landes hatte er kein Vertrauen. Selbst bei einer Verurteilung musste seine Liebste mit der Schmach leben, die Typen wären nach zwei bis drei Jahren wieder frei und was oder wer sollte sie daran hindern, ihr erneut weh zu tun?! Nur er konnte das verhindern, er muss sie beschützen.

 

Ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, war er am Treffpunkt der Schläger angekommen. Diese alte, fast verfallene Garage passte zum Intelligenzquotienten derer, die darin saßen und sich nur nach übermäßigem Alkoholgenuss und in der Gruppe stark genug fühlten, andere schwächere anzugreifen und zu verletzen. Aber auch das war jetzt egal, sie sollten nie wieder Gelegenheit bekommen, seiner Geliebten weh zu tun.

Er hatte Glück, alle drei saßen an einem mit Flaschen, übervollen Aschenbechern und Zigarettenschachteln zugemüllten Tisch. Es sah aus wie an dem Ort, wo dieser Abschaum hingehörte… eine Müllkippe. Sie unterschieden sich von niederen Tieren nur dadurch, dass sie aus Flaschen tranken und sich mit einer Art Sprache, die von menschlicher Konversation genauso weit entfernt war wie Hollywood von einem zweiten Teil von „Titanic“, zu verständigen suchten. Ekel und Abscheu überkam ihn…

 

Sie nahmen ihn nicht wahr, als er aus dem Dunkel der Nacht in die spärlich beleuchtete Räucherhöhle trat. Erst als der linke von ihnen nach einem dumpfen Knall mit weit aufgerissenen Augen und zerfetztem Hinterkopf nach hinten kippte, bemerkten sie ihn. Noch ehe sie so recht wussten, was hier eigentlich vor sich ging, flog der zweite, von mehreren Schüssen in Kopf und Brust getroffen gegen die Bretterwand und blieb röchelnd, sein erbärmliches Leben aushauchend liegen. Der dritte versuchte, sich unter dem Tisch zu verstecken und schrie… „Wie jämmerlich“, dachte er. Das neue Magazin glitt wie von selbst in den Schacht und mit einem metallischen Klicken schnellte der Schlitten der Pistole wieder in seine Position. Langsam ging er auf den Verbliebenen zu, der wimmernd und heulend unter dem Tisch kauerte, als könne er so seinem Schicksal entfliehen. Er schob den Tisch beiseite, legte die Waffe an und drückte ab… er zählte die Schüsse nicht.

 

Dann war es still…

 

Pulverdampf und der Geruch von verbranntem Fleisch lagen in der Luft. Ein Duft, der ihm vorkam wie das wohlriechendste Eau de Toilette. Er hatte seinen Schwur erfüllt, die Kälte in seinen Augen wich und in seinem Gesicht zeigten sich wieder menschliche Züge. Befriedigung machte sich in seiner Seele breit und der Gedanke, dass er seine Liebste gerächt hatte. Er fand einen alten Pinsel, tauchte ihn in das noch warme Blut und schrieb in großen Buchstaben: FÜR DICH… in ewiger Liebe.

 

Irgendwo schrien Menschen und heulten Sirenen, aber seiner inneren Ruhe konnten sie nichts anhaben. Er war nicht mehr von Hass erfüllt, nur von unendlicher Liebe für sie… Nichts von außen drang zu ihm durch, auch nicht die Rufe der Polizisten. Ihm war nicht bewusst, dass er die Waffe noch immer in Händen hielt… er spürte nicht, wie sich heißes Blei in seinen Körper bohrte… er spürte nicht, wie sein sterbender Leib zu Boden fiel. In seinen Augen, die langsam verblassten, war nur die Liebe zu ihr. In seinem Herzen, das langsam aufhörte zu schlagen, war nur ihr Bild…

 

„Wir werden uns wiedersehen meine Liebste… irgendwann… irgendwo… an einem besseren Ort… für immer zusammen… bis in den Tod und darüber hinaus… ich liebe Dich wahrhaftig und auf ewig…“ dachte er, als er seinen letzten Atemzug nahm und sich aufmachte, seine Geliebte zu suchen und sie nie wieder loszulassen, sie zu beschützen… für immer… bis ans Ende der Zeit.

 

 

 

 

 

Eine Geschichte, die sich so zugetragen haben könnte.

 

 

Ein „ganz normaler“ Tag...

 

Es ist morgens halb neun. Nach meinem Wachwerdkaffee und einem Blick in den Kühlschrank beschließe ich, vor der Spätschicht schnell noch im Supermarkt auf Nahrungssuche zu gehen. Kurz noch mal die Uhrzeit gecheckt... Neun Uhr – das reicht, um in zwei Stunden pünktlich in meinen Wagen zu steigen und zur Arbeit aufzubrechen. --- Dachte ich... ---

 

Ich steige also ins Auto und fahre los. Nach der enormen Strecke von etwa 100 Metern kommt die erste Kreuzung. Als Linksabbieger stehe ich und warte und blinke und warte und blinke und warte... Endlich eine Lücke, ich will Gas geben und sehe plötzlich eine Oma an ihren Krücken, die sich schneckengleich vor meinem Wagen auf die andere Straßenseite schleppt. Toll... wieder nichts. Ich warte und blinke... Nach gefühlten zwanzig Minuten schaffe ich es endlich, mich in den fließenden Verkehr einzuordnen, nur um nach weiteren zweihundert Metern von einer roten Ampel gebremst zu werden...

„Na gut...“ denke ich, „als Rechtsabbieger mit grünem Pfeil sollte das kein Hindernis sein“ und hoffe, der Opa vor mir in seinem garagengepflegten Mercedes hat keinen grauen Star und erkennt das grüne Leuchten. Meiner Hoffnung muss ich aber dann doch durch ein beherztes Hupen zur Erfüllung verhelfen. Aufgeschreckt durch mein akustisches Signal rast der Mercedesopa in Zeitlupe über die Kreuzung, um dann mit atemberaubenden 30 Stundenkilometern vor mir her zu fahren. Wahrscheinlich ist Rache doch süß?!

Schon leicht angesäuert schleiche ich also hinterher und erreiche nach einer Ewigkeit und ohne Plötzlichabbieger und Spontanstraßenseitenwechsler den Supermarktparkplatz.

 

Der erste Blick lässt nichts Gutes erahnen, sämtliche Parkflächen in Eingangsnähe sind belegt. Im Unterbewusstsein überlege ich, welcher Wochentag ist. „Nein! Angebotstag...! Mist!“ Aber ich muss da rein, es hilft nichts... Beim Einparken und Aussteigen gehe ich in Gedanken noch einmal die Einkaufsliste durch, die zu Hause auf dem Küchentisch liegt. „Naja, soviel ist es ja nicht...! Chakka, ich schaffe das!“

 

Schon im Eingangsbereich lauert die erste Gefahr, der Mann vom „ADAC“. Freundlich lächelnd kommt er auf mich zu und setzt zu seinem „Sie fahren doch Auto, junger Mann...?!“ an, als ich ihm mit den Worten „Ich habe kein Auto und ich will nicht sparen...“ in die Parade fahre, mich elegant mit einem Seitschritt aus seinem Dunstkreis herausschlängele und zügig im Markt verschwinde. „Erste Hürde genommen...!“ Ich bin stolz auf mich und mit einem zufriedenen Lächeln beginne ich meinen Einkauf.

 

Halb Zehn... An den Sonderangeboten, CD’s und Zeitschriften gehe ich vorbei, denn dafür habe ich heute keine Zeit. Als ich meinen Blick den Gang hinunter schweifen lasse, bemerke ich, wie sich die nächste Hürde in Gestalt von Rentnern vor mir aufbaut. Von links und rechts schieben sich die Einkaufswagen genau in die Mitte des Gangs, werden dort abgeparkt. Die Wagenlenker gruppieren sich um die Wagenburg herum und beginnen ihre Gespräche, „Clevere Taktik...“ denke ich und stelle bewundernd fest, wie es diese senilen alten Schachteln und ihre hinterhertrottenden Anhängsel schaffen, den Zwischengang auf kompletter Breite zu blockieren. Ich will ausweichen, doch der linke Abzweig wird durch eine dicke Frau mit ihrem schreienden McDonald’s Kind vollständig ausgefüllt. „Keine Chance...!“ sage ich mir und will gerade in den rechten Seitengang einschwenken, als dort ein schielender Angestellter einen Rollwagen aufbaut und beginnt, die Regale einzuräumen. „Toll... wieso ausgerechnet jetzt, ich hab doch keine Zeit.“ murmele ich und bewege mich widerwillig auf die Rentnerwagenburg zu. Nun stehe ich da und versuche, einen Blick der völlig ins Gespräch vertieften Graukappen zu erhaschen und mir so einen winzigen Durchgang zu verschaffen. Da ich ein freundlicher Mensch bin, bleibe ich so ca. fünf Minuten stehen... ohne Ergebnis. Ein leichtes Räuspern meinerseits wird genauso ignoriert wie ein Husten, der mir beim Arzt mindestens eine Woche Krankenschein gebracht hätte. Langsam werde ich böse und beschließe, die Wagenburg zu stürmen. Mit beherztem Anlauf fasse ich einen Wagen und schiebe ihn beiseite. Dieses unerlaubte Eindringen wird durch die Alten als äußerst störend empfunden und mit einem Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt, mustern mich acht bebrillte Augen... „Unheimlich...“ denke ich und will nur noch weg. Freundlich ringe ich mir ein „Danke!“ heraus, was aber in lauten Diskussionen über die heutige Jugend (...danke für die Blumen...) und deren Frechheit untergeht. Ich habe die Rentnerbastion überwunden, die abwertenden Blicke spüre ich in meinem Rücken.

 

Dreiviertel zehn... Nach einem kraftraubenden Slalom durch mehr oder weniger gefüllte, achtlos stehen gelassene Einkaufswagen habe ich es geschafft, meinen Singleeinkauf halbwegs ohne Blessuren beendet zu haben. Ich bewege mich Richtung Kasse, suche mir die vermeintlich kürzeste Schlange aus und stelle mich an. Irgendwie habe ich das Gefühl, etwas vergessen zu haben... Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag.

 

Die Wahl der Kasse erweist sich nach etwa zehn Minuten als falsch, denn ich habe die Kartenzahler völlig außer Acht gelassen. Die Leute vor mir haben zwar nicht viel mehr als ich im Korb, aber alle (!) scheinen Kreditkartenjunkies zu sein und das Gefühl von Bargeld in den Händen als abscheulich zu finden. Aber das ganze hat auch etwas Gutes, denn in der Kassenschlangenwartezeit kann ich mir eine neue Taktik für den ADAC-Mann ausdenken, der ja immer noch am Eingang lauert.

 

Viertel nach zehn... Den Pappkarton mit meinen Errungenschaften vor mir her tragend, ignoriere ich den „Gelben (Alptraum)Engel“, indem ich vorgaukele, meinen Einkauf nochmals zu überprüfen. Geschafft, ich bin vorbei und draußen. Ich verstaue mein teures Einkaufsgut und freue mich, doch noch rechtzeitig zu Hause zu sein.

 

Doch die Freude wärt nicht lange... Plötzlich und unerwartet steht ein uniformierter Zwerg auf der Straße, fuchtelt mit seiner roten Kelle und winkt mich auf den Seitenstreifen. „Toll, das auch noch...“ denke ich. Ich öffne das Fenster und versuche, meinen Ärger über die Anhaltewillkür mit einem zu breiten Lächeln zu kaschieren. Der werte Herr Polizist stellt sich vor und mit monotoner Stimme stellt er die einzige Frage, die er wahrscheinlich in seiner Ausbildung gelernt hat: „Wissen Sie, was Sie falsch gemacht haben?“ Was für eine Frage! Wer ist denn hier der Gesetzeshüter? Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ein zweiter Wegelagerer mit einem Fernglas in die heranrollenden Autos schaut. „Spanner...“ denke ich mir. Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Der Gurt! „Verdammt!“ fluche ich in mich hinein.

Auf eine Antwort wartend, blickt der Polizist stumpf in meinen Wagen. „Ja, ich weiß, ich bin nicht angeschnallt...“ entgegne ich mit einem Blick, der Steine erweichen könnte. „Hey Mann, Du kennst mich doch, weißt doch, dass ich auch Bulle bin. Lass mich doch einfach weiter fahren, ich muss zur Arbeit...“ denke ich bei mir. Aber der Ordnungshüter kann wahrscheinlich mein Gesicht nicht auf zivile Kleidung projizieren und beginnt, seinen auswendig gelernten und mir den Tatbestand erläuternden Satz ins Auto zu nuscheln. Ich falle ihm ins Wort: „Ja ich zahle gleich und bar.“ Also nimmt er meinen Führer- und Fahrzeugschein sowie 40,- Euro und verschwindet in seinem Sixpack. „Mach hinne...“ will ich ihm nachrufen, aber ich lasse meinen Mund die Worte nicht formen. Eine halbe Ewigkeit später ist er endlich fertig mit dem Notieren meiner Personalien und dem Ausstellen der Quittung, gibt mir meine Papiere wieder und wünscht mir eine angenehme Weiterfahrt und einen schönen Tag. Toll, ich bin gerade nen Haufen Geld los geworden und soll dann noch einen angenehmen Tag haben? Noch dazu muss ich auf die Arbeit, prima. Apropos Arbeit...

 

Zehn vor elf... Verärgert über mein sinnloses Geldverschwenden fahre ich nach Hause. Natürlich ist unterwegs jede Ampel rot, alles andere hätte mich gewundert. In meiner Straße angekommen kurve ich einmal um den Block, um festzustellen, dass kein Parkplatz in Haustürnähe frei ist. Also lasse ich das Auto halb im Parkverbot stehen, greife meine Nahrungsmittel und fliege in meine Wohnung. Aber nicht nur ich fliege sondern auch der Milchkarton, der mit einem „Platsch“ auf dem Küchenboden zerschellt und seinen Inhalt auf die Schränke verteilt...

 

Zehn Minuten und ein Magengeschwür später habe ich die Spuren der Milchexplosion beseitigt, meinen Rucksack geschnappt und stehe auf der Straße an meinem Auto. Als ich einsteige, fällt mein Blick auf einen weißen Zettel, der unter meinem Scheibenwischer steckt. Wie hätte es auch anders sein können, die Knöllchengeier haben wieder zugeschlagen und ihrem persönlichen Frust Luft gemacht. Wütend nehme ich den Wisch von der Scheibe und zerreise ihn in tausend Stücke.

Fünf nach elf... Ich müsste eigentlich seit fünf Minuten unterwegs sein, als ich mein Auto starte und mich Richtung Arbeit aufmache. Unterwegs werde ich von Fahrschulen und Lkw’s ausgebremst, Stadtverkehrgeschleiche und Baustellenampeln tun das ihre, um mich richtig sauer zu machen und natürlich zu spät kommen zu lassen.

 

Kurz vor zwölf... Endlich auf der Arbeit, endlich in Sicherheit. Ich freu mich und bedauere denjenigen, den ich heute im Laufe des Dienstes anhalte und kontrolliere...

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